Neue Blutlinie der San Francisco Strumpfbandnatter
(Thamnophis sirtalis tetrataenia) in Europa



Autoren: Martin HALLMEN & Rainer FESSER

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Beschreibung


Die San Francisco Strumpfbandnatter Thamnophis sirtalis tetrataenia wird wohl zurecht als eine der schönsten Schlangen Nordamerikas angesehen. In ihrem natürlichen Lebensraum ist sie jedoch stark vom Aussterben bedroht. Daher wurde sie bereits Mitte der siebziger Jahre vom U.S. Fish and Wildlife Service unter strengen Schutz gestellt. So ist z.B. der Besitz oder gar der Handel mit diesen Tieren in den USA strengstens untersagt und mit empfindlichen Strafen belegt. Trotzdem gibt es dort eine beträchtliche Anzahl an Terrarianern, die diese Tiere halten und nachzüchten. Die Kehrseite der - ansonsten höchst berechtigten - strengen Schutzbestimmungen in den USA , die auch die Abgabe von Nachzuchttieren aus Zoos an private Tierhalter verbietet, ist allerdings erschreckend. In manchen dieser Zoos werden die jungen Thamnophis sirtalis tetrataenia auf eine gewisse Größe aufgefüttert und dann an ophiophage Schlangen wie z.B. Micrurus verfüttert

1987/88 kamen die ersten dieser wunderschönen Schlangen nach Europa. Der Zoo von Jersey (England) erhielt 3 Tiere, deren Nachkommen an die Zoos von Rotterdam (Niederlande) und Lodz (Polen) abgegeben wurden. Wenige Jahre später konnten alle Zoos Nachzuchten als Leihgabe in Privathand geben. Den privaten Züchtern war es erlaubt, deren Nachzuchten legal auf dem Europäischen Markt zu verkaufen. So entstand innerhalb weniger Jahre eine Terrarienpopulation der San Francisco Strumpfbandnatter, die in einer vorläufigen Studie Ende 1997 auf 130-140 Tiere geschätzt wurde (HALLMEN & CHLEBOWY 1998).

Doch bald wurden auch die ersten Berichte über Inzuchtprobleme bekannt. Die Nachzuchten der Zoos von Rotterdam und Lodz erbrachten zu einem überwiegenden Anteil nur noch Männchen. Mißbildungen sowie Totgeburten nahmen rasch an Häufigkeit zu. Besonders im Zoo von Rotterdam schien die Lage bis vor kurzem schier aussichtslos. An eine Einfuhr einer neuen Blutlinie war aufgrund des Verhaltens der Amerikanischen Behörden nicht zu denken (HALLMEN & ZWARTEPOORTE 2000).

Erst 1998 wurde durch einen Verkaufsstand auf dem European Snake Day in Houten (Niederlande) bekannt, daß es einem der beiden Autoren (Dr. Rainer FESSER) gelungen war, eine zweite Blutlinie von Thamnophis sirtalis tetrataenia zu bekommen. Im August 1995 erhielt er 2,3 neugeborene Tiere. Die ersten Nachzuchten mit diesen Schlangen gelangen am 30.4.1997. Mit den 11 überlebenden Jungtieren wurden weitere Zuchtgruppen bei befreundeten Terrarianern in Österreich und Italien aufgebaut. 1998 konnten insgesamt 31 männliche und 20 weibliche Tiere nach gezüchtet werden. Sie wurden nach Österreich, Deutschland, Holland, Dänemark, Irland, Kanada, Frankreich und Großbritannien abgegeben. Nach unserer Einschätzung existieren von dieser Blutlinie der San Francisco Strumpfbandnatter Ende 1999 mindestens 59 Nachzuchttiere in Europa

Obwohl 1999 lediglich 1 Tier nachgezogen werden konnte, ist diese "Österreichische" Blutlinie von 1995 vielleicht die genetische Rettung der Europäischen Population von Thamnophis sirtalis tetrataenia. Wenngleich nichts über die Verwandtschaftsverhältnisse der beiden Blutlinien untereinander bekannt ist, so besteht zumindest die Hoffnung, daß die Tiere genetisch etwas Varianz zeigen. Zahlreiche private Züchter sind inzwischen bestrebt, die beiden Blutlinien gezielt miteinander zu kreuzen. Mit Hilfe dieser Verpaarungen könnte vielleicht in Europa eine gesunde, individuenreiche Population entstehen, in der auch eine ausreichende genetische Vielfalt besteht. Es wäre diesem Juwel der nordamerikanischen Schlangenfauna zu gönnen.

Literatur

HALLMEN, M. & CHLEBOWY, J. (1998): The San Francisco Garter Snake Thamnophis sirtalis tetrataenia in Europe. - The Garter Snake, 1/98: 2-10.
HALLMEN, M. & ZWARTEPOORTE, H. (2000): 10 Jahre San Francisco Strumpfbandnattern im Zoo von Rotterdam. - DATZ: (In der Redaktion).